Alexander Lernet-Holenia: Herkunft, Kindheit und Jugend
Alexander Dreihann-Holenia, In: Poesie auf dem Boulevard, Böhlau, Wien 1999
I.
Wer war Alexander Lernet-Holenia? – Der soeben erschienenen Biographie von Roman Roček kann man so manche Neuigkeit zu seiner Herkunft entnehmen (1), nachdem der Dichter selbst viel zur Legendenbildung und damit zur Verwirrung von Fachwelt und Lesepublikum beigetragen hat. Die Diskrepanz zwischen vorgeblichen und tatsächlichen adeligen Genealogien ist oft genug Thema seiner literarischen Texte. In der „Standarte“ beispielswiese gerät sie sogar zum Auslöser des Untergangs eines ganzen Reiterregiments, letztlich sogar – in Verbindung mit dem Auftauchen des phantastischen Rittmeisters Hackenberg – zum mutmaßlichen Omen des nahen Zusammenbruchs Österreichs.
Der Stellenwert des Problems läßt sich daran bemessen. Es steht in engem Zusammenhang mit Lernets eigener Familiengeschichte und seiner lebenslangen Identitätssuche, die sich vor allem in intensiven genealogischen Nachforschungen ausdrückte – getreu der Vorstellung, daß, wer man ist, auch eine Frage der Herkunft sein müsse.
Die Herkunft Alexander Lernet-Holenias ist verschiedentlich dargestellt worden: 1976 etwa – nach seiner Beerdigung – konnte man in der Illustrierten „Bunte“ die folgende, geradezu grotesk anmutende Darstellung lesen:
Die BUNTE weiß es jetzt: Sein Vater war der Erzherzog Karl-Stefan, seine Mutter die verwitwete Baronin Boyneburgk. Die beiden hatten ein Verhältnis. Aber weil der Erzherzog verheiratet war, wurde die Mutter dem französischen Fregattenleutnant Alexander Lernet angetraut.
Auf diese übliche Weise wurde ein damals nicht unübliches Problem gelöst. Als Lernet-Holenia später davon erfuhr – so sagen seine Freude –, begann er die Habsburger zu hassen. In seinen Stücken und Romanen lag er in Fehde mit dem Kaiserhaus, von dem er nie anerkannt wurde.(2)
Tatsächlich finden sich in der Sammlung Lifezis, die einen Teil des Nachlasses von Lernet-Holenia darstellt, und die in der österreichischen Nationalbibliothek aufbewahrt wird, u.a. zwei maschinengeschriebene Seiten, die einen Stammbaum abbilden, ganz so, wie es Josef Kirschner in der „Bunten“ wiedergibt. Die beiden Blätter stammen, wie ich aus einem persönlichen Gespräch mit der Urheberin weiß, von Annie Lifezis selbst. Und doch ist es durchaus reizvoll, Vermutungen darüber anzustellen, ob die Falschmeldung nicht ganz im Sinne Lernet-Holenias ausfiel. Da sie jedoch auch von ernst zu nehmenden Publikationen tradiert wird, verlangt sie nach einer Richtigstellung, die ebenfalls nur durch eine genealogische Untersuchung zu leisten ist, wie ich sie im folgenden präsentieren will. Als Grundlage dieser Arbeit dienten mir u.a. hier erstmals gewürdigte Archivmaterialien und (z.T. im Familienbesitz befindliche) Dokumente, die aus einer entzerrenden zeitlichen Distanz heraus eine Rekonstruktion der Herkunft, Kindheit und Jugend des Dichters erleichtern. Viele der im folgenden zusammengetragenen Informationen standen Lernet-Holenia für seine eigenen genealogischen Konstruktionen nicht zur Verfügung. Schon deshalb dürfte es sich lohnen, bestehende Entwürfe und allfällige Gerüchte mit ihnen zu vergleichen.
II.
Am 28. September 1856 kam in Bleiberg bei Villach in Kärnten im Haus Nr. 55 ein Mädchen zur Welt, das am 30. Januar in der dortigen Pfarrkirche nach römisch-katholischem Ritus auf die Namen Sidonie Josepha Friederike getauft wurde.(3) Sidonie war das drittgeborene Kind des Bleiberger Grubenbesitzers, Hauptgewerken und Bürgermeisters Romuald I. Udalrich Holenia, der 1870 der erste Präsident der neugegründeten Kärntner Bergwerksunion wurde. Sidonies Mutter, Josepha Holenia, geborene Wieltschnig, entstammte einer alten Villacher Bürgerfamilie.(4) Die Holenias sollen im Dreißigjährigen Krieg, von Spanien kommend, in Mähren eingewandert sein. Bisher nachweisbar sind sie vom mährischen Freiberg nach Ungarn und von da nach Bleiberg gegangen.
Stammvater der Kärntner Holenia-Linie – und Urgroßvater von Sidonie – war der am 3. April 1745 in Kremnitz (Kormöczbánya) im Königreich Ungarn geborene Franz Anton Seraphicus Holenia. Er war nach Bleiberg berufen worden, weil man die dortigen Beamten für unzuverlässig hielt und ein tüchtiger Markscheider gebraucht wurde. Bald darauf bat er um Enthebung von seinem Posten, heiratete Maria Kilzer, Tochter einer alteingesessenen Gewerkenfamilie – sie hatten schon im 17. Jahrhundert die ehemals Fuggerschen Gruben in Bleiberg erworben – und wurden selbständiger Gewerke. Maria Holenia starb am 20. Juni 1788 kinderlos. Franz Anton, der ihr Vermögen geerbt hatte, heiratete am 9. Februar 1792 Theresia, Edle von Sternfeld, ebenfalls eine Gewerkentochter. Dieser Ehe entsprangen vier Kinder, deren Ältestes der 1794 geborene Franz Joseph war. Neben den zahlreichen Gruben befanden sich auch noch die Güter Wasserleonburg, Ottmanach, später noch Eggendorf und Leonstein im Besitz der Familie. Unter Romuald I. – Sohn von Franz Josef und Vater von Sidonie – wurde das Verbot der Kinderarbeit erlassen und die Arbeitszeit wurde von 12 auf 9 Stunden reduziert. Damals waren 1.000 Knappen und 450 Frauen beschäftigt.(5)

Sidonie Lernet (Mutter), geb. Holenia, um 1880
Sidonie hatte vier Geschwister, zwei ältere, Romuald II. und Lorenza, zwei jüngere, Joseph und Günther. Mit neun Jahren verlor Sidonie ihre Mutter, die am 27. Januar 1865 im Alter von nur 36 Jahren starb, und so wurde die noch nicht elf Jahre alte Lorenza zur Ersatzmutter für ihre drei jüngeren Geschwister. Romuald II., der Älteste, ging bald nach dem Tod der Mutter nach Klagenfurt. Vater Romuald blieb bis zu seinem Tod im Jahre 1893 Witwer.
Sidonie hatte trotz fehlender Mutter eine unbeschwerte Kindheit, und ihre Erziehung zielte wohl in der Hauptsache darauf ab, sie auf die Rolle der Ehefrau und Mutter vorzubereiten. Mit 23 Jahren, am 12. Mai 1879, heiratete sie in der Klagenfurter Stadtkirche St. Egid den doppelt so alten Julius Emil von Boyneburgk-Stedtfeld, Major im Steierisch-kärnthner-krainerischen Dragonerregiment Nikolaus I. Kaiser von Rußland Nr. 5. Er war am 6. Juni 1834 in Stedtfeld im Bezirk Eisenach des Großherzogtums Sachsen-Weimar als Sohn des Karl Friedrich Boyneburgk-Stedtfeld, Lehens- und Gerichtsherr in Stedtfeld, und der Adelheid, geborenen Freiin von Boineburg-Längsfeld, geboren worden.(6) Obwohl der Bräutigam evangelischer Konfession war, trat Sidonie nicht zum protestantischen Glauben über. Der Stab des Dragonerregiments befand sich in Klagenfurt (7), und das junge Paar bewohnte das Haus Nr. 73 in der St. Veiter Vorstadt.
Braut und Bräutigam waren begütert. Bald nach der Eheschließung, im November 1879, avancierte Julius zum Oberstleutnant und wurde 1883 Oberst und Regimentskommandant des Galizischen Ulanenregiments Erzherzog Karl Ludwig Nr. 7. Der Stab des Regiments befand sich in Nágy Míhály in Ungarn.(8)
Erst im siebenten Ehejahr kam ein Sohn zur Welt. Er wurde am 17. Juli 1886 in Klagenfurt geboren und erhielt die Namen Walther Romuald Karl Julius (9). Bald nach der Geburt des Kindes wurde Julius von Boyneburgk kränklich, so daß er sich vom Dienst beurlauben lassen mußte, um in dem ungarischen Heilbad Herkulesstadt in den transsylvanischen Alpen, nächst Temesvár, zu kuren(10). 1888 suchte der Oberst noch um die Verleihung der Generalsmajors-Charge an. Dies wurde nicht mehr befürwortet, und mit 1. März 1889 wurde er in den Ruhestand versetzt. Ein Jahr danach, am 9. März 1890, starb er und wurde auf dem St.-Ruprechts-Friedhof in Klagenfurt bestattet.
Sidonie war 34 Jahre alt, ihr kleiner Sohn Walther stand im vierten Lebensjahr. Finanzielle Sorgen hatte die Witwe keine, sie besaß eigenes Vermögen, erhielt die Rendite aus der Heiratskaution von 12.000 Gulden ihres verstorbenen Mannes und bezog zudem eine Witwenpension. Ihre Schwester Lorenza hatte zwei Jahre nach Sidonies Verehelichung geheiratet und war die Gemahlin des Kommandanten des Ungarischen Husarenregiments Kaiser Franz Joseph Nr. 1, Oberst August Freiherr Dreihann von Sulzberg am Steinhof, geworden.(11) Ihre Söhne Günther und Oswald waren etwas älter als Sidonies Sohn Walther.
Sechs Jahre später, 1896, lernte Sidonie den 30jährigen Linienschiffslieutenant Alexander Lernet kennen. Sie war im 40. Lebensjahr, und ihr Sohn besuchte als 11jähriger das Gymnasium der Stiftung Theresianische Akademie in Wien. Alexander Norbert Franz Lernet war am 23. Januar 1866 in Viehofen bei St. Pölten zur Welt gekommen.(12) Er war das achte Kind des pensionierten Majors Norbert Franz Lernet, geboren 1809 in Kuklena bei Königgrätz in Böhmen, und dessen Ehefrau Maria, geborene Schindler, Tochter eines Gutsbesitzers.(13)
Die militärische Laufbahn des Majors und späteren Großvaters des Dichters ist erwähnenswert. Er besuchte die Realschule in Königgrätz und studierte anschließend sechs Semester Philosophie an der Universität Prag. Mit 21 Jahren trat er als „Expropr. Gemeiner“ in das vornehme Inner-österreichische Kürassierregiment Graf Auersperg Nr. 5 ein. Als Oberleutnant, Brigade- und Divisionsadjutant des Feldmarschall-Lieutenants Franz Graf Schaffgotsch nahm er 1848 an den Schlachten und Gefechten, von höchster Stelle belobigt, teil. Als Sekond-Rittmeister kommandierte er 1849 die 3. Eskadron im Winterfeldzug gegen Ungarn und wurde, wie in der Geschichte seines Regiments ausdrücklich vermerkt, wiederum belobigt.
1851 wurde er ohne ersichtlichen Grund in das Gendarmerieregiment Nr. 3 und 1½ Monate darauf zum Gendarmerieregiment Nr. 4 überstellt. Dort wurde er nach weiteren sechs Dienstjahren zum Major befördert. Im Qualifikationsbogen wird er als guter Fechter und ausgezeichneter Reiter bezeichnet. Außerdem werden seine rasche Auffassungsgabe, seine Gewandtheit in Wort und Schrift, seine schnelle Entschlossenheit und sein großer Fleiß hervorgehoben. Er sprach perfekt Böhmisch und Deutsch und hatte gute Kenntnisse der französischen Sprache. Um die nötigen Voraussetzungen für eine höhere Offizierslaufbahn zu erlangen, eignete er sich im Selbststudium weiteres Wissen an. Beliebt bei den Kameraden und ehrerbietig gegen Vorgesetzte, war er zur Truppenführung hervorragend geeignet.(14)
Dazu scheint im k.k. Militär-Schematismus für 1850 neben seinem Namen das Kürzel „ÖEKO 3“ gedruckt auf, welches für den Besitz des österreichischen Ordens der Eisernen Krone 3. Klasse galt (was meist eine Erhebung in den Adelsstand mit sich brachte). Die gleiche Anmerkung findet sich auch noch 1851, aber nicht mehr in den weiteren Jahrgängen des Schematismus: dort fehlt dieser Vermerk. Der Dichter meinte nun in „Die Hexen, autobiographische Notiz“, sein Großvater hätte den Orden tatsächlich verliehen bekommen und man hätte ihm diesen aus unbekannten Gründen wieder abgenommen.(15) Jedoch scheint es sich hier um einen Druckfehler zu handeln, denn ein einmal verliehener Orden konnte nicht zurückgenommen werden. Außerdem scheint – wie wir heute wissen – in den Akten weder eine Befürwortung noch eine Eingabe oder Erteilung, ja nicht einmal eine Erwähnung auf. Auch machten seine beiden Söhne Anton und Norbert II. bei ihren mehrmaligen Ansuchen um die Verleihung des österreichischen Adelsstandes zwischen 1903 und 1907 keine Erwähnung darüber.(16) Hätte ihr Vater diese hohe Auszeichnung besessen, wären sie wahrscheinlich erblich geadelt.
1859 wurde Major Norbert Lernet mit seinen Kameraden in einem Offiziersprozeß der „Außerachtlassung des Verhältnisses der militärischen Unterordnung“ gegenüber ihrem ehemaligen Regimentskommandanten Karl Ritter von Benkiser angeklagt. Welcher Art diese Anklage war, wird nicht berichtet. Der Dichter vermutete – in der genannten autobiographischen Notiz – als Ursache die Teilnahme an einem Duell, da zwei Oberleutnants, offenbar seine Sekundanten, ebenfalls suspendiert wurden. Lernet wurde zwar nicht verurteilt, aber seine nächste Vorrückung wurde nicht mehr befürwortet, und er wurde als einziger der involvierten Offiziere in den vorzeitigen Ruhestand versetzt. Auch der Bericht an den damaligen Kriegsminister Graf Degenfeld-Schönburg vom 31.7.1860 brachte eine ganz negative Bewertung des Majors durch den berichtenden Offizier,(17) welcher ihn zwei Jahre vorher über die Maßen gelobt hatte. Als 40 Jahre später der Ehrengerichtsprozeß gegen seinen Sohn Alexander – den Vater des Dichters – stattfand, lag nach Auffassung des Dichters die Ursache für dessen Verurteilung auch an anderen Gründen als an jenen, welche abgehandelt wurden.(18)
Alexander Lernet, der spätere Linienschiffsleutnant und Vater des Dichters, war vier Jahre alt, als Norbert Franz 1870 starb. Er hatte vier Schwestern, Sophie, Marie Christine, Theodora und Berta, und drei Brüder, Anton, Norbert Karl und Ludwig. Als Vormund für die unmündigen Geschwister wurde der älteste Bruder Anton Norbert bestellt,(19) der um 22 Jahre älter war als Alexander. Sophie wurde später die Frau des Fabrikanten Charles Godderidge. Von den drei Brüdern schlug der älteste, Anton, die militärische Laufbahn ein, absolvierte mit gutem Erfolg sowohl die Genie-Akademie in Klosterneuburg als auch 1868/69 die Kriegsschule,(20) mußte jedoch aus gesundheitlichen Gründen bereits 1871 als Leutnant den Militärdienst quitieren und wurde Oberingenieur und zuletzt Inspektor der k.k. österreichischen Staatsbahnen. Er heiratete Berta Freiin von Graff;(21) die Ehe blieb aber kinderlos. Der um 17 Jahre jüngere Bruder Norbert Karl schlug ebenfalls die Militärlaufbahn ein, diente im Generalstab, erhielt das Militärverdienstkreuz und war zuletzt Oberst und Kommandant des 2. Landwehr-Infanterie-Regiments in Linz.(22) Er war verheiratet, hatte drei Kinder und wohnte mit seiner Familie im Hause seines Schwagers Godderidge in Wien. Der dritte Bruder starb 1877 im Kindesalter.
Nach dem frühen Tod des Vaters hatte die Familie keine finanziellen Sorgen. Für die noch unmündigen Kinder war ausreichend Geld vorhanden, für die Knaben, um ihnen eine gute Schulbildung zu gewährleisten, für die Mädchen, um ihnen eine kleine Mitgift zu sichern.
Alexanders Lebensweg ist bis ins Detail aus den Akten der k.k. Marine ersichtlich (23): In seinen Qualifikations- und Dienstbogen ist genau vermerkt, daß er der Sohn eines bereits verstorbenen Majors der Gendarmerie und nach Méstys Kuklen in Böhmen, dem Geburtsort des Vaters, heimatzuständig war, obwohl sein Geburtsort in Niederösterreich lag. Nach der Volksschule besuchte er das Gymnasium und kam mit 15 Jahren für ein Jahr an die Militär-Oberschule nach Weißkirchen in Böhmen. Wegen ausgezeichneter Leistungen erhielt er einen Freiplatz an der Marine-Akademie in Pola, ging nach vier Jahren als Jahrgangszweiter von 27 Zöglingen, am 26. Juni 1886, als Seekadet 2. Klasse von der Marine-Akademie ab und leistete noch am selben Tag auf der Korvette Erzherzog Friedrich, die in Pola vor Anker lag, den Fahneneid.
In den folgenden zwei Jahren tat er Dienst auf der Panzerfregatte Habsburg, der Korvette Saida, den Fregatten Novara und Laudon und dem Kasemattschiff (24) Custoza. Am 11. Juli 1888 wurde er zur Ausrüstungsdivision überstellt und tat von 31. Juli bis 1. September auf der Korvette Frundsberg Dienst. Zwischen 2. September und 26. November 1888 war er krank, die einzige Erkrankung, die in seiner Dienstbeschreibung vermerkt ist. Am 5. Mai 1889 wurde er Seekadet I. Klasse, ein Jahr darauf, am 1. Mai 1890, Linienschiffs-Fähnrich.

Alexander Lernet (Vater) als Marineoffizier, um 1890
Im Rahmen des Dienstes erfolgte seine Weiterbildung: Er absolvierte den Kadeten-Torpedo-Curs mit gutem Erfolg 1889, 1891/92 folgte der Torpedo- und Seeminen-Officiers-Curs, in dem er im Torpedowesen sehr gut und im Minenwesen vorzüglich abschnitt. 1893 absolvierte er den Officiers-Taucher-Curs sowie 1892/93 und 1894 den Seeminen- und Telegraphen-Curs, ersteren vorzüglich, zweiteren mit gutem Erfolg.
Sein besonderes technische Interesse machte ihn zum Erfinder: Als Linienschiffs-Fähnrich wurde er am 24. Februar 1892 „ursächlich seines eingereichten Projektes zur Drosselung der Betriebsluft im Torpedo“ belobigt und sein „von Eifer und Sachkenntnis zeugendes Bemühen um die Verbesserung der Torpedowaffe“ befriedigend zur Kenntnis genommen.
Im Frühjahr 1894 reichte er beim Kriegsministerium in Wien, Sektion Marine, Pläne zu einem „Minensteller“ ein. Er bat eigens um Rücksendung der Pläne nach Überprüfung, da er, wie er erklärte, keine Kopien der Konstruk-tionspläne besäße.(25) Es handelte sich um ein Gerät, das nach seiner Meinung das Legen und Fixieren von Seeminen wesentlich verbesserte. Die Erfindung wurde als „sinnreich erdacht“ bezeichnet, jedoch wegen einer „zu großen Zahl von fein einzustellenden Spiralfedern und verstellbaren Schrauben zum Auslösen zu kompliziert für einen Kriegsapparat, dessen Haupteigenschaft doch Einfachheit wäre“. Mit großem Lob für Lernets Eifer wurde das Material aber als unrealisierbar zurückgeschickt.(26)
Immerhin war man höheren Ortes auf den jungen Offizier aufmerksam geworden; und so wurde er ausersehen, die Korvette Aurora als Ausrüstungsoffizier auf der Fahrt nach Ostasien zu begleiten. Er sollte „Pendelversuche“ und „Schwerebestimmungen“ durchführen(27) und wurde daher im Frühjahr 1895 an das Militärgeographische Institut in Wien geschickt, da ein entsprechendes Gerät im Hydrographischen Amt in Pola noch fehlte. (28)
Am 7. Mai 1895 trat er seinen Dienst auf der Aurora an. (29) Die Reise führte über Bombay, Kalkutta, Schanghai, Jokohama, Manila, Singapur, Rangun und endete am 18. Mai 1896, als die Korvette wieder in den Heimathafen Pola einlief. Lernet schickte aus Tokio einen Zwischenbericht über seine Tätigkeit nach Wien. (30) Der 12 Seiten lange Bericht, den er sofort nach seiner Rückkehr verfaßte und nach Wien schickte, führte zu einer erneuten Belobigung. (31) Man beorderte Lernet nach Wien, damit er seine Forschungen am Militärgeographischen Institut selbst abschließen und auswerten konnte. (32) In Wien wohnte er wie im Jahr zuvor bei seinem Bruder (33) und trat seinen Dienst beim Hydrographischen Amt, Seekartendepot, in Pola, ohne Urlaub zu nehmen, am 26. August 1896 wieder an.
Zumindest zwei Wochen zuvor müssen Alexander Lernet und Sidonie Holenia einander begegnet sein, denn aus dem Nachlaß von Sidonie ist eine Fotografie erhalten, die den Linienschiffs-Lieutenant in Marineuniform zeigt und auf der in Lernets Handschrift „11.8.96“ und „Xandi“ geschrieben steht. (34) Zwischen der ausnehmend hübschen Frau von vierzig Jahren und dem um zehn Jahre jüngeren Marineoffizier begann eine Romanze, die offenbar im darauffolgenden Februar endete. – Lernets späterer Scheidungsanwalt Dr. Millanich behauptete, daß die Gefühle der Liebenden zu dieser Zeit bereits am Erkalten gewesen seien. In der Zeit dazwischen – so Familiengeschichten – trafen sich die beiden heimlich in Bleiberg und waren im Jänner 1899 gemeinsam auf einem Ball in Wien.
Vom 28. Februar bis 22. April unterbrach Lernet seine Tätigkeit im Seekartendepot und führte das Kommando des Torpedobootes „X“. Frühestens im April 1897 konnte Sidonie die Gewißheit haben, daß ihr Verhältnis mit Alexander nicht ohne Folgen geblieben war. Sie entschloß sich zur Heirat unter ihrem Stand, obwohl sie wissen mußte, mit welchen finanziellen Verlusten das verbunden sein würde. Sie verlor die Pension nach Julius von Boyneburgk und die Nutznießung der Heiratskaution, denn das Kapital wurde auf den Sohn Walther aus erster Ehe überschrieben, und die Rendite daraus konnte sie nur beziehen, wenn Walther bei ihr lebte. Auch würde die Nutznießung etwaiger Liegenschaften aus Boyneburgkschem Besitz auf Walther übergehen.(35)
Der Marineoffizier hatte kein eigenes Vermögen, also mußte Sidonie die neuerlich erforderliche Heiratskaution aus ihrem Vermögen erlegen. Zusätzlich sicherte sie ihm ein „Heiratsgut“ in der enormen Höhe von 70.000 Gulden zu – für die Gründung einer Existenz, falls er die Marine verlassen sollte –, dazu kam eine Heiratskaution von 30.000 Gulden, die zu Handen des Bräutigams erlegt wurde. Sidonies Interesse war es, dem Kind den Makel einer unehelichen Geburt zu ersparen – so Lernets Anwalt. Lernet wiederum scheint dieses großzügige Angebot verlockt zu haben; um so mehr, als er noch immer auf Realisierung seiner Erfindung hoffen durfte.(36)
Das Heiratsabkommen wurde im Beisein von Sidonies Anwalt Dr. Luggin aus Klagenfurt geschlossen, der Wortlaut der Urkunde ist nicht bekannt. Angeblich war die Möglichkeit einer Trennung nach zwei Jahren vorgesehen. Diese Annahme erfährt eine gewisse Stützung durch die Tatsache, daß das Brautpaar zum evangelischen Glauben übertrat.(37)
Ab 23. April bis 29. Oktober 1897 leistete Lernet wieder Dienst im See-kartendepot in Pola; am 10. September wurden er und Sidonie in der evan-gelischen Garnisonskirche in der Schwarzspanierstraße im IX. Bezirk getraut. Als Trauzeugen waren seine Brüder Anton und Norbert zugegen, jedoch keine Verwandten der Braut.(38)
Am 21. Oktober 1897 kam das Kind in der Wohnung in der Reisnerstraße zur Welt (39) und wurde mehr als einen Monat später in der evangelischen Kirche in der Gumpendorferstraße im Beisein seiner Eltern und zweier Paten, des Onkels Norbert Lernet und des Privatiers Hans Schlugge, getauft, wieder waren keine Angehörigen der Familie Holenia anwesend. Bezeichnenderweise erhielt es die Namen Alexander, nach seinem Vater, Maria, nach dessen Mutter, und Norbert, nach dessen Vater.

Alexander Lernet-Holenia, um 1898
Lernet reichte um Karenzurlaub ein, der ihm bis Jahresende 1897 bewilligt und dann bis 1. Februar 1899 verlängert wurde, (40) da er mit dem Heiratsgut gemeinsam mit der Maschinen- und Kesselbaufirma „Grant Greenham“ endlich sein geplantes Minen-Projekt realisieren wollte. Es gelang ihm das Interesse der k.u.k. Kriegs-Marine für sein Projekt zu wecken, aber zu einer erfolgreichen Zusammenarbeit kam es nicht.(41)
Das Kapital war aufgebraucht, die Firma Greenham überdies Anfang 1899 wegen hoher Verluste geschlossen worden. Also blieb Lernet nur, weiter bei der Marine zu bleiben. Ab Februar 1899 trat er wieder seinen Dienst an und bekam nun laufend seinen Sold, dessen Auszahlung während der Karenzzeit geruht hatte. In Pola wurde er vom 2. Februar bis 5. September im Matrosen-Corps als Kommandant der 4. Kompagnie verwendet. Dann ernannte man ihn zum Kommandanten des Matrosen-Detachements in Triest.(42)
Sein Minen-Projekt und die Rückkehr zur Kriegsmarine ließen Lernet keine Zeit, sich um Frau und Kind zu kümmern. Sidonie besuchte daher öfter ihre Schwester Lorenza in Wien. Die Dreihann wohnten in der Metternichgasse Nr. 9 im III. Wiener Gemeindebezirk. Im Schlafzimmer des Dichters stand bis zu seinem Tode ein dreiteiliger Bilderrahmen mit Fotografien von Lorenza (links), Alexander als ca. 2jährigem (Mitte) und August Dreihann in Uniform (rechts). (43) Zu Onkel und Tante muß er ein gutes Verhältnis gehabt haben, das von häufigen Aufenthalten Sidonies in Wien herrührt. Während die Mutter ihren gesellschaftlichen Verpflichtungen nachkam, wußte sie ihren kleinen Sohn bei Schwester und Schwager in guter Obhut.
Im Herbst 1899 sah sich Sidonie durch Lernets Verhalten veranlaßt, sich von diesem zu trennen, was diesem gerade jetzt, wo er kurz nach seiner Ernennung zum Linienschiffslieutenant 1. Classe hoffte, möglichst in der Tour Corvetten-Capitän zu werden, besonders unangenehm war. (44) Bei einer Aussprache der beiden Eheleute, die wahrscheinlich zu Weihnachten stattfand, kam es zum Bruch, worauf sich Lernet in einem Verzweiflungsakt des Kindes bemächtigte und es mit sich nahm, um so ein Druckmittel gegen Sidonie zu haben und sie von der Trennungsabsicht abzubringen.
Für den zweijährigen Alexander war dies ein nachhaltiges Erlebnis, wurde er doch von dem ihm nahezu unbekannten Vater aus der ihm wohlvertrauten Umgebung der Mutter gerissen. Wohin die Fahrt mit dem Zweijährigen ging, weiß ich nicht, doch liegt die väterliche Wohnung in Triest als Ziel nahe. Der Dichter erinnerte sich später vage an diese Bahnfahrt: Er berichtete, daß er auf dem Schoß des Vaters gesessen, erzählte von Soldaten mit Helmen, von einem Palast und einem prächtig uniformierten Herrn mit Schnurrbart. Aus dieser Zeit wird auch das Foto stammen, welches den Knaben auf dem Schoß seines italienischen Kindermädchens zeigt, der er wohl sein italienisches Sprachgefühl verdankt. (45) Als sein Vater am 12. Februar 1900 nach Pola zurückbeordert wurde, um sich dort einem Ehrengericht des Seeoffizierskorps zu stellen, wird Alexander ihn auf dieser Reise begleitet haben.

Alexander Lernet-Holenia mit italienischem Kindermädchen, um 1900
Sidonie ließ sich nicht umstimmen und reichte durch ihren Anwalt die Scheidungsklage ein, die am 9. Januar 1900 in Wien einlangte. Die Klageschrift schilderte die Umstände der Eheschließung in für Lernet äußerst diskriminierender Weise, was später Lernets Anwalt in seiner Eingabe an den Ehrenrat in Pola zu mildern suchte.
Die Klageschrift wurde vom Wiener Landesgericht nach Triest gesandt und dort „requiriert“, das heißt, Lernet bekam sie nicht in die Hand, kannte daher auch nicht ihren Wortlaut. Aus dem Schreiben des Vizeadmirals von Hinke vom 17. Januar 1900 aus Pola an das Kriegsministerium in Wien ging hervor, daß das Seebezirkskommando in Triest aus einem Akt des Wiener Landesgerichts erfahren hätte, der Linienschiffs-Lieutenant Alexander Lernet habe seine Frau unter folgenden Bedingungen geheiratet: Erlag der Heiratskaution zu seinen Handen, bei Scheidung innerhalb von zwei Jahren eine Abfertigung von 70.000 Gulden. Von Hinke ersuchte, allein schon „zur Beschleunigung der Angelegenheit“, Lernet nach Pola abzukommandieren. Am 14. Februar berichtete von Hinke nach Wien, er habe Lernet „im Sinne des Erlasses der Präsidialkanzlei der Marine-Section des Reichs-Kriegs-Ministeriums Nr. 144 vom 25. Jänner 1900 aufgefordert, freiwillig zu demissionieren“ – d.h. unter Wahrung seiner Ehre und Erhalt von Ruhestandsbezügen freiwillig aus der Kriegsmarine auszuscheiden.
Lernet lehnte ab, weil er die Dimension der gegen ihn erhobenen Vorwürfe nicht erkannte. Daraufhin war von Hinke verpflichtet, die Untersuchung der Angelegenheit durch einen ehrenrätlichen Ausschuß anzuordnen. Am 20. März wurde nach Wien berichtet, daß am 14. März eine Offiziersversammlung Lernet des Dienstes enthoben habe.
Der auf den 26. Mai 1900 datierte Beschluß des Ehrenrates langte 16 Tage später in Wien ein und besagte, daß Lernet „seine Eheschließung unter mit dem Offiziersstande unvereinbaren Bedingungen eingegangen sei“, weil er bei der Eheschließung pekuniäre Vorteile in eigennütziger Weise gehabt hätte. Lernet wurde veranlaßt, seine Charge niederzulegen, und ohne Pension aus der Marine entlassen. (46) In „Jahrgang 1897“ schreibt der Dichter dazu über seinen Vater Alexander Lernet:
Da er sich, wahrscheinlich nicht einmal so sehr zu Unrecht, einbildete, es sei dies ohne eigenes Dazutun seitens des Kaiserhauses erfolgt, so war sein Sinnen und Trachten nur mehr darauf gerichtet, ebenso weiche Stellen wie in seiner eigenen Vergangenheit auch in der des Hauses Habsburg zu entdecken. Die weichste Stelle aber schien ihm diesbezüglich die bekannte, ja berühmte Mayerling-Affaire.(47)
Noch während das Verfahren in Pola lief, wurde die Ehe in Wien am 23. März 1900 ohne gegenseitige Schuldzuweisung amtlich und kirchlich getrennt. Das Urteil ist nicht erhalten. Der kleine Alexander blieb aufgrund der damaligen Gesetzeslage bei seinem Vater. Sidonie reichte ein halbes Jahr nach der Scheidung um die Bestellung eines Vormundes für ihr Kind ein. (49) Da der Sohn weiter bei seinem Vater und dessen Familie blieb, wurde Lernet die Vormundschaft belassen. Das Kind befand sich in seiner „Obhut“, weshalb er auch die Rendite der Heiratskaution bezog, die, in Wertpapieren angelegt, für Alexanders Erziehung verwendet werden konnte und auch Lernet ein leidliches Auskommen sicherte. Sidonie war 1903 in das Palais Traun, Weihburggasse 26, II. Stiege, umgezogen. Im selben Jahr suchte sie beim Innenministerium um die Erlaubnis an, wieder ihren Namen aus erster Ehe, von Boyneburgk, führen zu dürfen, was aber abgelehnt wurde.(50)
Über die Kindheit des Dichters in den Jahren zwischen 1903 und 1909 gibt es keine genauen Hinweise, doch ist sicher, daß er in Wien die Volksschule besuchte. Sein Vater hatte ab 1909 nachweislich eine eigene Wohnung im selben Haus, in dem seine Schwester Theodora wohnte, zuerst am Hamerlingplatz Nr. 9, dann in der Lange Gasse 44, beide im VIII. Bezirk. Später wohnte auch seine Schwester Berta dort.

Alexander Lernet-Holenia, vor 1910
Bald nach der erfolgten Trennung, am 12. Juni 1900, kaufte Sidonie ein Haus in St. Wolfgang, laut Grundbucheintragung von dem Vorbesitzer Georg Ramsauer. Trotz des verlorenen Heiratsgutes verfügte sie noch immer über ausreichende Mittel; zudem war sie nach wie vor Nutznießerin der Heiratskaution aus erster Ehe, solange ihr nun 18jähriger Sohn Walther bei ihr lebte. Dieser ging 1907 als Einjährig-Freiwilliger zur reitenden Artillerie. Zwischen 1908 und 1911 studierte er an der Technischen Hochschule in Wien Maschinenbau und legte die erste Staatsprüfung ab.(51)
Nachdem Alexander Lernet die Volksschule in Wien absolviert hatte, kam er nach Klagenfurt und besuchte dort die erste und zweite Klasse der Staats-realschule. Im Herbst 1913 trat er als zahlender Schüler in die Landes-Oberrealschule in Waidhofen an der Ybbs ein, die sich eines hervorragenden Rufes erfreute. Er wohnte dort bei einem pensionierten Major Kováry in Zell an der Ybbs, etwas außerhalb von Waidhofen. (52) Am 4. Juli 1914 schloß er den ersten Jahrgang mit der Gesamtnote „vorzüglich“ ab. Sein Vater wird in den Schulakten als „k.u.k. Linienschiffsleutnant“ und später als „Kapitän langer Fahrt“ angeführt. Als Heimatadresse war Lange Gasse 44 angegeben, wo Alexander Lernet also gemeldet gewesen sein muß. Später, als der junge Dichter 1916 zum Militär kam, gab er als Adresse die Wohnung seiner Mutter in der Weihburggasse 26 an. Im zweiten Schuljahr in Waidhofen wohnte er nicht mehr bei Major Kováry, sondern bei einem Regierungsrat Zimmermann in Waidhofen „Auf der Au“. Er schloß Freundschaft mit einem Mitschüler, dem späteren Maler Sergius Pauser, eine Verbindung, die lebenslang bestehen blieb. Die Schule beendete Alexander 1915 mit der „Kriegsmatura“.

Alexander Lernet-Holenia in der Landes-Oberrealschule in Waidhofen an der Ybbs, um 1914
Nachdem er an der Universität Wien Rechtswissenschaften inskribiert hatte, trat er als Einjährig-Freiwilliger in das (Galizisch-bukowina’sche) Dragonerregiment Erzherzog Albrecht Nr. 9 ein. Im selben Jahr kam er in die Kaserne von Holics, nördlich von Pressburg, in der auch Oskar Kokoschka und Heimito von Doderer ihre militärische Ausbildung erhielten. Als Fähnrich zog der achtzehnjährige Lernet am 20. Juli 1916 ins Feld. Durch den Süden Polens und das Gebiet der heutigen Slowakei gelangte das Regiment bis in die Ukraine und das heutige Rußland. Lernet, der 1917 zum Leutnant in der Reserve befördert wurde, nahm im selben Jahr an den schweren Schlachten von Luzk und Korytnica sowie am Durchbruch von Sassow teil. Schließlich erlebte er den Zusammenbruch 1918 in der Ukraine: „Beim Zusammenbruch der alten Armee befand ich mich in Thurn-Severin, wir marschierten dann durch das eiserne Tor zurück nach Ungarn, wo wir uns auflösten.“(53)
Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs kehrte Lernet-Holenia nach Österreich zurück. Er wohnte wieder in Klagenfurt und nahm 1919 am Kärntner Abwehrkampf teil. In dieser Zeit lernte er die jungen Schriftsteller Emil Lorenz (1886-1962), Johannes Lindner (1896-1985) und Josef Friedrich Perkonig (1890-1959) kennen. Ab 1920 bezeichnete er sich offiziell als „Schriftsteller“. Schon während seiner Schulzeit hatte er mit dem Schreiben von Gedichten begonnen, ab 1917 sogar einzelne Proben seines Talents an seinen späteren Mentor und Förderer Rainer Maria Rilke geschickt, woraus ein reger Briefwechsel entstand.(54)
Zu dem Doppelnamen Lernet-Holenia kam der Dichter durch eine „Annahme an Kindesstatt“. Er hatte einen entfernten Onkel, Edmund Holenia, einen Cousin seiner Mutter. Dieser war Ministerialrat im k.k. Ministerium für Cultus und Unterricht und für Kulturbauten zuständig. Unter seiner Verantwortung waren u.a. die Universitätsgebäude in Wien und Graz errichtet worden. Als Edmund Holenia 1920 starb, adoptierte seine kinderlos gebliebene Witwe Selma Holenia, geborene Edle Fräss von Ehrfeld, den jungen Dichter. Mit Gerichtsbeschluß vom 20. Dezember 1920 durfte Alexander den Doppelnamen Lernet-Holenia tragen.(55)
Sein Vater Alexander starb laut den Angaben des Dichters am 18. August 1922 in Wien, Lange Gasse 44. Vermutlich wurde er auf dem evangelischen Friedhof im X. Bezirk begraben, da er bis zu seinem Tod evangelisch geblieben war. Alexander Lernet-Holenia selbst trat allerdings 1923 zum katholischen Glauben über.(56)
Durch den verlorenen Krieg, den Zerfall der Monarchie und ihrer Armee sowie den folgenden wirtschaftlichen Zusammenbruch verloren die Holenia und Boyneburgk einen Großteil ihres Vermögens. In einem klein gewordenen, nach seiner Identität suchenden Österreich mußte Alexander Lernet-Holenia erst seine eigene Existenz schaffen. 1933 schenkte Sidonie ihrem als Dichter bereits berühmt gewordenen Sohn das Haus in St. Wolfgang. Sie starb am 23. April 1935 im 79. Lebensjahr.(57)
III.
Die Familienverhältnisse, in die Alexander Lernet-Holenia hineingeboren wurde, waren bei aller finanziellen Abgesichertheit stets problematisch. Annie R. Lifezis, eine enge Vertraute des Dichters, die einen großen Teil seiner Romane ins Spanische übersetzte, schrieb dazu:
Die Frage, ob er aus einem tiefen Bedürfnis heraus den Mythos seiner geheimnisvollen Herkunft pflegte, sollte gestellt werden, wenn man sich das wenige, das er über sein Elternhaus erzählte, vor Augen führt. Einem Freund gegenüber äußerte er einmal, seine Mutter habe für sein Wesen und seine Begabung nicht das geringste Verständnis aufgebracht. Und aus seinen autobiographischen Aufzeichnungen geht hervor, daß sein Vater, den er als Kind jeden Sonntag besuchen mußte – die Eltern lebten getrennt –, ihm ebensowenig liebevolle Aufmerksamkeit entgegenbrachte. Die ganze Traurigkeit eines unverstandenen Kindes spricht aus der Schilderung dieses Heimwegs aus der Josefstadt, wo sein Vater wohnte, bis zum Palais Traun im ersten Bezirk, wo er mit seiner Mutter lebte. Von Vater und Mutter nicht geliebt, nicht akzeptiert zu sein: diese tiefe Kränkung scheint Lernet-Holenia nie aufgelöst, nie überwunden zu haben. Sie liegt auf dem Grund seiner distanzierten Haltung, seiner Angst vor dem Verletztwerden, seiner Lust, im Tod den Weg, ins Innere des Weltenschoßes zu finden. Sie ist es wohl, die ihn Bilder unwirklich schöner Frauen zeichnen und zugleich den Vater suchen ließ [...]. (58)
Lernets Kokettieren mit einer illegitimen Abstammung aus dem Hochadel entspringt sicherlich nicht nur einer psychischen Disposition, die ihre Wurzeln in der Kindheit des Dichters hat, sondern wurde auch gelegentlich bewußt von ihm genutzt, um das Interesse der Öffentlichkeit an seiner Person und seinen Werken wach zu halten. Einige seiner Freunde, unter ihnen eben auch Annie Lifezis, bestärkten ihn in seiner Haltung.
Für das Verstehen der Werke hält Alexander Lernet-Holenias Familiengeschichte diverse Hinweise bereit, denen die Forschung in Zukunft nachzugehen hätte. (59) Immer wieder begegnet man historischen Schauplätzen, Ortsnamen, Adelsgeschlechtern oder Eigennamen, die das literarische Schaffen durchdringen und konstituieren. Sie lassen als Verweise auf die Lebenswirklichkeit und Genealogie u.a. interessante Einsichten in die Entstehung seiner Dichtung zu.
Quellenverzeichnis:
Für die vielfältige Unterstützung bei der Erstellung dieses Beitrags danke ich besonders Herrn Dr. Thomas Eicher, der mich im Rahmen des Symposiums „Alexander Lernet-Holenia zum 100. Geburtstag“ in Marbach dazu überredete, mein Wissen zu Papier zu bringen und mit vielen Anregungen, Hartnäckigkeit und Geduld diese Arbeit vorantrieb, Frau Charlotte Gamber, deren unermüdliche Archiv-Recherchen nicht nur meine Arbeit inspirierten, Militärhistoriker Herrn Mag. Reinhard Desoye und Herrn Mag. Manfred Müller, der soeben die dritte Lernet-Holenia Ausstellung fertigstellte.
(1) Vgl. Roman Roček: Die neun Leben des Alexander Lernet-Holenia. Eine Biogra-phie. Wien 1997 – ein Buch, das man als wichtigen Impuls der Lernet-Forschung werten muß, das aber gleichwohl nicht unumstritten ist, insbesondere im Hinblick auf die Deutung der Herkunft Lernets: „There is much that is new and enlightening here, but despite a well-researched and eminently readable text the author seems to find it necessary to go to curious lengths to make himself omnipotent in all things Lernet-Holenian. [...] Finally, rather than following through on the convincing examination of Lernet-Holenia’s family in the early chapters, Roček chooses to subvert his own analysis by repositing the Habsburg-parentege myth: sans any critical text the death mask of Archduke Karl is juxtaposed with a photograph of the aged Lernet-Holenia near the conclusion of the book“ (Robert von Dassanowsky: Roman Roček: Die neun Leben des Alexander Lernet-Holenia. In: MAL 31, H. 2 (1998), S. 145-149; S. 147f.).
(2) Josef Kirschner: Ein großer Österreicher ist nicht mehr. Alexander Lernet-Holenia. In: Bunte [1976]. Österreichische Nationalbibliothek, Handschriften-, Autographen- und Nachlaß-Sammlung, Cod. Ser. n. 31 128.
(3) Vgl. Auszug aus dem Geburtenbuch der Pfarre Bleiberg vom Jahre 1856, laut Mitteilung aus dem Geburtenbuch der Pfarre Bleiberg vom Jahre 1856.
(4) Geboren am 12. Dezember 1829 in Villach als Tochter des Lorenz Wieltschnig und der Maria, geborene Philipp, laut Stammbaum der Familie Holenia. Das Original ist im Familienarchiv A. Dreihann-Holenia.
(5) Vgl. Edmund Holenia: Erinnerungen aus meinem Leben. Wels 1892; Arbor Genealo¬gica Familiae Holenia nae., Original-Stammbaum im Familienarchiv A. Drei¬hann-Holenia; Bad Bleiberg einst und jetzt. Ein Beitrag zum 650-Jahr-Jubiläum 1985. Hrsg. von der Marktgemeinde Bad Bleiberg.
(6) Vgl. Desirée Boyneburg: Familienchronik des Hauses Boyneburg. Fachbereichsarbeit, Wien 1997. Die Linie, aus welcher Julius stammte, war jedoch nicht freiherrlich, obwohl er laut aller Dokumente als solcher angeführt und als „Herr Baron“ angesprochen wurde, da seine Mutter von den Freiherren Boineburg-Lengsfeld abstammte. – Siehe auch K.k. Militär-Schematismus für 1878, Seiten 426 und 455. Auch hier wird Julius „Freiherr“ genannt. Er bekleidete seit dem 1. Mai 1877 den Rang eines Majors.
(7) Vgl. K.k. Militär-Schematismus für 1880, S. 449 und 484.
(8) Vgl. K. k. Militär-Schematismus für 1884, S. 133 und 619.
(9) Laut Taufregister der Stadtpfarre St. Egid von 1886, evangelisches Taufregister.
(10) Vgl. Kriegsarchiv Wien (= KA.), Qualifikations- und Dienstbogen Julius Boyneburgk für die Jahre 1879-1888. Quall.Kt 296.
(11) Vgl. KA., Quall.Kt. 498 – Fasz. 548: Dienstbogen des August Freiherrn Dreihann v. Sulzberg. Vgl. auch Stammtafel (1986) im Familienarchiv A. Dreihann-Holenia.
(12) Vgl. Taufschein, im Familienarchiv A. Dreihann-Holenia.
(13) Vgl. Trauschein, im Besitz der Familie Mag. Brigitte Lernet. Die Eltern der Braut waren bereits verstorben. Ihr Vater wurde „Gutsbesitzer in Königsfeld“ genannt. Der bislang älteste festgestellte Vorfahr ist Norbert Lernet, der Vater des 1762 geborenen Dr. Franz Lernet, Geodät und Landvermesser in Königgrätz.
(14) Vgl. KA, Individualbeschreibung Norbert Lernet von 1859, Qual. No. 1741.
(15) Er war durch folgendes darin bestärkt worden: Beim Winterfeldzug in Ungarn 1849/50 rettete er mit 80 Mann des Kürassierregimentes einen Artillerie-Train, wofür er die Zufriedenheit des Armee-Ober-Commandos erntete (20. Oktober 1850 – Individualbeschreibungen Norbert Lernet: Dienste und Verdienste im Felde), dann scheint in den Jahren 1850 und 1851 der Vermerk „ÖEKO-3“ im Schematismus bei ihm auf, und im Februar 1851 wurde er von den Kürassieren zur Gendarmerie versetzt. Auch gab die zeitgenössische Literatur diesen Umstand unterschiedlich wieder: Im 1. Band „Die Kürassiere und Dragoner“ des Werkes „Die Reiter-Regimenter der k.k. Armee“ (2. Auflage. Wien 1866, S. 141) wird der Rittmeister Norbert Lernet als mit dem ÖEKO-3 beteilt erwähnt, im „Handbuch für den Adel und die Ordensritter Österreichs“ (Pesth 1856), in dem alle lebenden österreichischen Ordensträger namentlich aufgelistet sind, fehlt sein Name aber.
(16) Vgl. Adelsakte Brüder Lernet: Allgemeines Verwaltungsarchiv (= AVA) Adelsakten Lernet Zl. 1240/a/1902, Zl. 815/a/1904, Zl. 1240/a/1906, Zl. 563/a/1907.
(17) Kurz vor Ende seiner Dienstzeit wurde er zum 8. Regiment versetzt. Bereits die positiv bewertete Individual-Beschreibung von 1858 ist mit dem Nachtrag versehen, und in der von 1859 heißt es: „Die Qualifikation zur Beförderung kann dermalen nicht ausgesprochen werden, da der Herr Major gesetzwidrigen Fürgängs beschuldigt und deren Untersuchung noch im Zuge ist.“
(18) Vgl. Alexander Lernet-Holenia: Jahrgang 1897. In: Joachim Karsten (Hrsg.): Jahr und Jahrgang 1897. Gustav Hillard, Otto Brües, Alexander Lernet-Holenia. Hamburg 1967, S. 115-161; S. 124.
(19) Vgl. KA, Qualifikationsgrundbuchheft 126, 3056: Lernet Alexander.
(20) Vgl. Qualifikationsliste Anton Lernet des k.u.k. Infanterieregimentes Nr. 28, Quall.Kt. 1741.
(21) Vgl. Gotha, Freiherrliches Taschenbuch, Jg. 69 (1919), S. 318.
(22) Vgl. Schematismus der k.k. Landwehr 1910, S. 31, 133 und 270.
(23) Vgl. KA, Qualifikationsgrundbuchheft 126, 3056: Lernet Alexander.
(24) Kasemattschiff: Schlachtschiff, dessen Hauptgeschütze horizontal in einer gepanzerten Zentralbatterie (Kasematte) vereinigt sind.
(25) Vgl. KA, P.K./M.S. Nr. 1125 vom 20. Mai 1894, in: P.K., Akt XI – 2/4 von 1894: Minensteller.
(26) Vgl. KA, P.K./M.S. Nr. 1394 vom 8. Juni 1894, in: P.K., Akt XI – 2/4 von 1894: Minensteller.
(27) Vgl. KA, P.K./M.S. Nr. 625 vom 12. März 1895, in: P.K., Akt I – 1/6 von 1895: Au¬rora.
(28) Vgl. KA, P.K./M.S. Nr. 758 vom 30. März 1895, in: P.K., Akt I – 1/6 von 1895: Au¬rora.
(29) Vgl. KA, Qualifikationsgrundbuchheft 126, 3056: Lernet Alexander.
(30) Vgl. KA, P.K./M.S. Nr. 1882 vom 22. Juli 1896, in: P.K., Akt IV – 7/4 von 1896: Pendelbeobachtungen.
(31) Vgl. KA, Qualifikationsgrundbuchheft 126, 3056: Lernet Alexander.
(32) Vgl. KA, P.K./M.S. Nr. 1069 vom 28. April 1896, in: P.K., Akt IV – 7/4 von 1896: Pendelbeobachtungen.
(33) Wien VI., Stumpergasse 30.
(34) Foto im Familienarchiv A. Dreihann-Holenia.
(35) Laut Gesetz konnte Sidonie nach der neuen Heirat nur auf die Rendite der neuen Kaution Anspruch erheben, welche jedoch bei der Ehetrennung auf das Kind der zweiten Ehe zur Nutznießung fiel.
(36) Vgl. auch Lernet-Holenia 1967, S. 121: „Aber er [mein Vater] ging nie auf große Fahrt, sondern er zog es vor, sich auf dem Festlande der Erfindung von Maschinengewehren und Seeminen hinzugeben, die niemand haben wollte, es sei denn, daß ihm die Rumänen welche abkauften.“
(37) Bekanntlich kennen die protestantischen Kirchen im Gegensatz zur katholischen das Scheidungsrecht bei entsprechenden Willenserklärungen der Ehepartner.
(38) Vgl. Trauungsurkunde, im Familienarchiv A. Dreihann-Holenia.
(39) Vgl. KA, Taufbuch der evangelischen Militärseelsorge A.B. 1897.
(40) Vgl. KA, Qualifikationsgrundbuchheft 126, 3056: Lernet Alexander.
(41) Vgl. KA IX – 2/6 von 1998 und KA XV – 10/5 von 1899
(42) Vgl. KA, Qualifikationsgrundbuchheft 126, 3056: Lernet Alexander.
(43) Fotos im Familienarchiv A. Dreihann-Holenia.
(44) Vgl. KA, Qualifikationsgrundbuchheft 126, 3056: Lernet Alexander.
(45) Foto im Familienarchiv A. Dreihann-Holenia.
(46) Der gesamte Verlauf dieses ehrenrätlichen Verfahrens ist dem Präsidialkanzleiakt XV – 4/2 von 1900: „Lernet“ der Marinesektion des Reichskriegsministerium zu entnehmen.
(47) Lernet-Holenia 1967, S. 124. Auch Lernet-Holenia interessierte sich später für dieses Thema: vgl. u.a. die Erzählung „Mayerling“ sowie das Drehbuch für einen geplanten Film mit dem Sohn Max Reinhardts.
(48) Die Akten sind beim Justizpalastbrand 1927 ebenfalls verbrannt. Bzgl. Datum siehe folgende Fußnote.
(49) Sidonie versuchte, dem Vater die Vormundschaft amtlich zu entziehen, und benützte als Vorwand seine Verurteilung durch den Ehrenrat. Die Anfrage mit der Zahl P. VI 326/00 vom 1. Dezember 1900 des Bezirksgerichts Landstraße an das Kriegsministerium ist im Akt „Lernet“ (PK, XV – 4/2 von 1900) enthalten.
(50) Vgl. AVA, Hofadelsakt Boineburg: Zl. 738/a/1903 – Fasz. 43. Miscellen.
(51) Vgl. KA, Markulapare Nr. 256, Reitende Artilleriedivision Nr. 2, Qualifikatiosliste Olt.i.d.R. Walter Freiherr von Boyneburgk-Stettfeld: Als dieser 1907 einrückte, gab er an, eine monatliche Zulage von 1.000 Kronen zu erhalten, 1914, als Leutnant in der Reserve, gab er sein jährliches Privateinkommen mit 13.484 K an. Zum Vergleich: das Jahresgehalt eines Kontreadmirals 1908 betrug 11.400 – 13.000 K; das eines Oberleutnants zwischen 2.200 – 2.800 K! Waffenübungen 1911 und 1914 beim (Galizischen) Festungsartillerieregiment Fürst Kinsky Nr. 3.
(52) Vgl. Schlußzeugnis Waidhofen für das Schuljahr 1913/14.
(53) Die Informationen stammen größtenteils aus einem Brief Alexander Lernet-Holenias an einen Herrn J., 18. Jänner 1970. Österreichische Nationalbibliothek, Handschriftensammlung.
(54) Vgl. Rüdiger Görner: Schwieriges Erbe. Lernet-Holenias Verhältnis zu Rilke. Vortrag vom 24. September 1998 im Rahmen der Jahrestagung der Rilke-Gesellschaft in Wien. Eine erheblich erweiterte Fassung wird im Band 22/23 der Blätter der Rilke-Gesell¬schaft erscheinen.
(55) Vgl. Kopie im Familienarchiv A. Dreihann-Holenia.
(56) Vgl. Taufschein im Familienarchiv A. Dreihann-Holenia.
(57) Vgl. Parte in der Sammlung Heraldisch-Genealogische Gesellschaft „Adler“, Wien.
(58) Annie Reney/Maria Felsenreich: Alexander Lernet-Holenia: Ein Komplex. Notizen zu „Der Graf von Saint-Germain“ In: Alexander Lernet-Holenia: Der Graf von Saint-Germain. Wien/Hamburg 1977, S. 265-271; S. 270f.
(59) U.a. soll das auch eine Aufgabe der soeben ins Leben gerufenen Internationalen Alexander Lernet-Holenia Gesellschaft sein. Vgl. dazu auch Anon.: Lernet-Holenia bekommt eine eigene Gesellschaft. In: Die Presse (23.9.1998).