Friedrich Torberg
Ein schwieriger Herr, 1967
Oft genug in den Jahrzehnten unsrer persönlichen Beziehung konnte ich mich nur schwer des Eindrucks erwehren, daß er seine Tätigkeit auf dem Gebiet der Literatur als ein nicht ganz standesgemäßes Hobby betrachtet, als eine unschickliche, mangels Hauptbeschäftigung allzu vordringlich gewordene Nebenbeschäftigung. Aber niemals kamen mir auch nur die geringsten Zweifel an seinem dichterisch Eigentümlichsten, an seiner Lyrik, und an der Lebenswichtigkeit, die er ihr beimaß. Und es will mir scheinen, als hätte ihn der Zeiten Widernis und Ungemach an dieser seiner empfindlichsten Stelle verwundet. Einmal fragte ich ihn rundheraus, ob er denn keine Gedichte mehr schreibe, und bekam eine ebenso wehmütige wie bildkräftige Antwort: Heute noch Gedichte zu schreiben, sagte er, sich heute noch im Gedicht ausdrücken zu wollen - das wäre fast so, wie wenn man ein Pferd besteigen sollte, um an ein bestimmtes Ziel zu gelangen.